Ein Bericht von Abteilungsleiter Lutz Hermann

…aber wie fing das alles eigentlich an? Die Idee für das Projekt „Freiwilliges Soziales Jahr“ entstand auf einer Fahrt nach Frankfurt zum Jugendtag des Hessischen Basketballverbandes. Ich saß bei Thomas Henning, dem damaligen Jugendkoordinator des BC Marburg, in dessen Mannschaftsbus und unterhielt mich mit ihm über, wie konnte es anders sein: Basketball. Genauer gesagt ging es ihm darum, mit mir gemeinsam zu überlegen, welche Entwicklungsmöglichkeiten unsere kleine, aber feine Basketballabteilung in Gladenbach denn noch hätte, wenn vor allem die Hallenzeiten doch so begrenzt wären. Er machte dann zwei Vorschläge. Zunächst schlug er mir vor, eine FSJ-Stelle in der Abteilung einzurichten und erzählte mir, dass der BC Marburg dies schon seit Jahren mit Erfolg praktiziere. Meinem Einwand „Wie sollen wir das denn finanzieren?“, entgegnete er, dass es ginge, wenn man es geschickt anstelle und irgendwas sagte er noch von Schul-AGs. Wir redeten weiter, unter anderem über seinen zweiten Vorschlag und kamen in Frankfurt an.

Die Idee mit der FSJ-Stelle hatte sich in mir festgesetzt und ich unterbreitete sie bei der nächsten Trainersitzung meinen Kollegen. Hier fiel sie auf fruchtbaren Boden. Gemeinsam wurde beratschlagt, wir holten Informationen ein und entwickelten Stück für Stück ein Konzept. Das Ganze nahm Formen an. Doch was ist eine FSJ-Stelle, ohne einen Menschen, der sie ausfüllt?

„Wir planen für das kommende Jahr im September eine FSJ-Stelle einzurichten. Falls ihr Lust habt, euch nach dem Abitur intensiv mit Basketball zu beschäftigen und vielleicht noch nicht so genau wisst, was ihr machen wollt, wendet euch an mich, vielleicht wäre das ja was für euch.“, so oder so ähnlich muss es sich für Cüneyt angehört haben, als er Anfang 2016 bei einer Schiedsrichterfortbildung in Gladenbach saß. Was er sich dann gedacht hat, weiß ich nicht, was ich weiß, ist, dass er irgendwann zu mir kam und sein Interesse bekundete. Und das nicht nur einmal. Mein Herz schlug höher, er schien mir die perfekte Besetzung für diese Stelle zu sein: Seit Jahren war er selbst Mitglied der Abteilung, hatte bei uns Basketball spielen und lieben gelernt. Hatte den Schiedsrichterschein gemacht und machte seinen Job als Schiedsrichter ordentlich. Er schien mir noch etwas schüchtern, aber zuverlässig zu sein. Dann fing er an, im Kindertraining zu hospitieren, erklärte sich bereit, eine Trainer-Lizenz zu erwerben und fand sich immer mehr in die Arbeit der Abteilung ein. Irgendwann schrieb er mir: „Hi Lutz, das FSJ ist im Moment, denke ich, für mich am besten.“ Peng. Wir hatten unseren Mann.

Parallel dazu verlief die Einrichtung der Stelle. Zunächst musste die Finanzierung sichergestellt, dann musste sie vom Sportbeirat des TV Gladenbach genehmigt und von der hessischen Sportjugend abgesegnet werden. All das erforderte unzählige Telefonate, Emails, Überlegungen und Gespräche, immer begleitet von dem Gedanken: „Hoffentlich machen wir das alles richtig.“

Am 1. September 2017 war es nun soweit: Das FSJ von Cüneyt Uzuncam in der Basketballabteilung des TV Gladenbach startete. Nun heißt es für ihn Woche für Woche Schul-AGs in Bad Endbach, Dautphe und Weidenhausen zu leiten, eine Ballschule im Evangelischen Kindergarten Gladenbach anzubieten, Vereinstraining abzuhalten, sich um die Einsätze unserer Schiedsrichter zu kümmern und einiges mehr. Langweilig dürfte es ihm nicht werden. Anspruchsvoll wird es dagegen schon. Immerhin wird er ein gerütteltes Maß an Verantwortung übernehmen, was vielleicht im Vergleich zu seiner Zeit als Schüler, eine der gravierendsten Veränderungen sein dürfte. Aber hier wird er natürlich nicht alleine gelassen. Daniel Körfer, unser ausgebildeter B-Lizenz-Trainer, nimmt ihn an die Hand, lässt ihn in seinem Training hospitieren, führt ihn langsam an die Verantwortung heran, eigene Trainingseinheiten durchzuführen, versorgt ihn mit Übungsmaterial, steht ihm mit Rat und Tat zur Seite. Jens Jung hilft ihm, in seine Aufgabe als Schiedsrichterwart hineinzuwachsen und Moni Happel unterstützt ihn bei den ersten Einheiten in der Ballschule im Kindergarten.

Nun wird sich in den kommenden Monaten zeigen, ob Thomas Hennings Idee, eine FSJ-Stelle einzurichten ein erfolgreiches Modell für unsere Basketballabteilung ist. Wir wünschen Cüneyt auf jeden Fall eine gute Zeit, mit vielen wertvollen, schönen Erfahrungen. Wir wünschen ihm gute Begegnungen mit Kindern, Jugendlichen, Trainern, Eltern, anderen FSJlern und vielen anderen Menschen. Wir wünschen ihm, dass es für dieses Jahr tatsächlich „am besten“ ist, dieses FSJ zu machen.

Und ach ja: Mannschaftsbus des BC Marburg, auf der Fahrt nach Frankfurt. Thomas hatte mir ja noch einen zweiten Vorschlag gemacht: „Könnt ihr nicht einfach eine eigene Halle bauen?“